Moderne Crewführung und Crewmanagement 

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Eine Person im gelben Pullover erklärt Inhalte auf einer Pinnwand mit bunten Klebezetteln.

Neues Weiterbildungsformat für die Ausbildung der Ausbilder*innen des Deutschen Hochseesportverbandes HANSA e.V. (DHH)

 

Intro 

Unter dem Motto “Schiffsführung ist mehr als die bloße Verantwortung für das Schiff und die Besatzung” kamen im Februar und März diesen Jahres 30 Segelausbilder*innen und Schiffsführer*innen des DHH in Glücksburg zusammen, um sich zum Thema “Crewführung” fortzubilden. Damit die Ehrenamtler*innen auf dem neuesten Stand bleiben und sich weiterentwickeln können, gibt es jedes Jahr im Winter und Frühjahr ein umfangreiches Fortbildungsprogramm. Das Seminar zur Crewführung und zum Crewmanagement wurde 2024 erstmals Teil dieses interessanten Programms.  

Achim Dreyer, selbst langjähriger Schiffsführer und Segelausbilder, und ich entwarfen ein 2,5-tägiges Seminarprogramm mit dem Titel “Moderne Crewführung und Crewmanagement”, welches sich die Veröffentlichung von Birgit Carstensen und Richard Jeske1  über die Nutzung psychologischer Führungskonzepte in der Segelausbildung als Vorbild nahm. Bereits in meiner Abschlussarbeit zum Master of Science hatte ich mit dem herzlichen Autorenteam und der Segelschule Well Sailing UG zusammengearbeitet und mich mit der im Buch aufgeführten “Skipper-Psychologie” auseinandergesetzt. Darin finden sich zahlreiche wertvolle psychologische Themen (Individuelle und kollektive Bedürfnisse, Umgang mit Ressourcen, gemeinsame Zielsetzungen, Fehlerkultur, wertschätzende und klare Kommunikation u.v.w.) wieder, die an Bord eines Sportbootes und bei der Anleitung von Gruppen den Umgang mit Menschen sehr bereichern können.  

Wir nutzten die vorhandenen theoretischen und praktischen Erfahrungen und reicherten diese in unserem Seminarkonzept mit unserer Expertise, insbesondere zur positiven Führung und Konfliktmoderation, an.  

 

Eine Person mit gelbem Pullover steht neben einem Flipchart und erklärt etwas. Auf dem Flipchart ist eine komplexe Abbildung zu sehen.

Achim und Isabelle mittendrin beim Erklären.

 

Ziel war es, erfahrene Schiffsführer*innen und Kursleitende für die “weichen Faktoren”, wie z.B. positive Kommunikation, Potenzial von Konflikten, wertschätzende Führung und eigene Führungshaltung, zu sensibilisieren. Zudem wollten wir sie befähigen, die Ressourcen ihrer Crew zu erkennen und zu nutzen und sich fit im Umgang mit Konflikten zu machen, um künftigen Herausforderungen in Kursen oder auf Törns gestärkter begegnen zu können.  

 

Diese wichtigen Themen in 2,5 Tage Seminar zu stecken, war für uns eine Herausforderung. Wir kombinierten theoretischen Input mit vielen praktischen Übungen und Reflexionen (wie z.B. der Manöverkommunikation am Demo-Rigg oder der Frage “Wieso bin ich gern Schiffsführer*in?”). Unser Anliegen war es, nicht nur neue inhaltliche Konzepte zu vermitteln, sondern die Themen möglichst erlebbar und greifbar an den Mann und die Frau zu bringen. 

Konkret tauchten die Teilnehmenden in Fragen ein wie:  

  • Wie erkenne ich kollektive Bedürfnisse?  
  • Woran erkenne ich Missstände und vorhandene Ressourcen?   
  • Was ist das subjektive Kompetenzgefühl?  
  • Wieso ist es wichtig? Wie stärke ich es bei meinen Teilnehmenden?  
  • Wie kommen wir durch eine strukturierte und klare Kommunikation zu einem gemeinsamen mentalen Modell / Ziel?  
  • Welcher Kommunikationsbausteine helfen mir dabei?  
  • Mit welcher inneren Haltung agiere ich als Führungsperson?  
  • Welche typischen Konflikte entstehen an Bord? Wie entstehen sie?  
  • Und wie kann ich gut mit ihnen umgehen, ein Konfliktgespräch führen und das Potenzial des Konfliktes nutzen?  

 

Fazit 

Die altbekannte Haltung “der Kapitän oder Skipper habe immer Recht” ist unserer Ansicht nach längst überholt. Denn ähnlich wie an Land in den Führungsriegen hat auch in der Sportschifffahrt und in der Ausbildung längst ein Umdenken stattgefunden. Viel mehr geht es für uns in der Schiffsführung darum, unser Team zu befähigen, selbstbestimmt und kompetent handeln zu können. Damit bestärken wir eine Führungshaltung, in der Wertschätzung, Respekt, Fehlerfreundlichkeit, Geduld sowie Kontrolle abzugeben und alle im Team mitzunehmen eine wichtige Rolle spielen. 

“Isabelle und Achim haben uns auf eine spannende Reise durch die Psychologie an Bord mitgenommen und uns einen Werkzeugkasten mitgegeben, der jeden Törn bereichern wird.” – Moritz Spanka, Schiffsführer 

So spannend wie und unvorhersehbar jeder neue Kurs oder Törn ist auch der Umgang mit Gruppen und Menschen. Es lohnt sich, sich auch an Bord einer Segelyacht, mit den psychologischen Themen zu beschäftigen, da sie nicht nur uns als Kursleitende sondern auch unsere Crew bereichern, nachhaltig stärken können und damit eine unvergessliche Reise und Begegnung bescheren können.  

Unsere Seminarteilnehmenden jedenfalls gingen gut gefüllt mit neuem Wissen und Erkenntnissen und glücklich aus den beiden Wochenenden. Ein Kurs, der jeden bereichert. Egal, ob aktive Ausbilder*innen, Segelschule, Privatskipper oder alt eingediehnten Hasen – jeder kann etwas Bereicherndes für sich mitnehmen. 

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